Zwischen Kindsein und Erwachsen werden...

 

Man sagt, das beim erzählen einer Geschichte immer ein Teil verloren geht. Wenn dies stimmt, ist meine Geschichte über mein Leben noch vollständig, da ich sie zum ersten Mal erzähle.
Sicher werden einige skeptisch reagieren, und wenn ich nicht alles selber erlebt hätte würde ich mich dazu zählen.
Das Leben ist leider kein Märchen, eine Phantasiewelt wo alles wo man friedlich zusammen Lebt. Diese Erkenntnis musste ich leider schon sehr früh machen.


Eines Nachts bin ich durch das weinen und schreien von meiner Mutter geweckt worden. Ich zitterte am ganzen Körper und wusste nicht was passiert ist und schon gar um was es ging. Ich wusste nur das ich da das erste mal das Bedürfnis hatte ganz weit weg zu laufen. Es hat sich regelrecht so angefühlt als ob es um mich geht. Heute weiß ich natürlich das es nicht um mich ginge nur mit 7 oder 8 ist einem das nicht bewusst weil einem keiner aufklärt. Zu dieser Zeit ist mir auch erst bewusst geworden das meine Mutter sich immer seltsamer verhalten hat. Damals dachte ich es wäre der Stress oder Kummer. Mir war nicht klar dass das Problem sehr viel größer ist.

 

Eines Tages kam ich wie jeden Tag aus der Schule, nur diesmal öffnete mir nicht wie üblich meine Mutter. Es war die beste Freundin meiner Mutter. Beim Betreten der Wohnung war ich wie erstarrt, der erste Gedanke war, bei uns ist eingebrochen worden. Das erste Schlachtfeld was ich sah war das Bad, ich werde den Geruch von Weichspüler und Deo nicht vergessen der sich da breit gemacht hatte. Meine Gedanken waren nur, wer macht so was?!


Kinderzimmer und Küche wurden zum Glück verschont. Ich geisterte in der Wohnung, die Stunden vorher noch mein Zuhause war, wie in einer völlig Wohnung umher. Im Flur musste ich erst mal über ein Stapel mit Klamotten steigen um weiter zu kommen. Im Wohnzimmer angelangt traf mich der Schlag, das Geschirr in den Vitrinen völlig zerstört ebenso die Vitrinen selbst. Auf dem Tisch war Geld, zerrissen. Ich dachte mir nur, wenn sie kein Geld wollten, was wollten sie dann?! Der PC meines Vater und der Fernseher wurde mit einer Axt bearbeitet, es roch nach geschmolzenem Plastik. Ich musste aufpassen wo ich hintrete da der Boden übersät war mit Glas. Das Schlafzimmer war ein einziger Berg mit Wäsche, alten Fotos/Briefe.
Mein Vater war ganz Still, erzählte nicht viel, er hielt alles mit einer Kamera fest, für die Versicherung.
Ich hab regelrecht darauf gewartet, das mein Vater mir endlich erzählt was passiert ist. Nur es waren keine Einbrecher oder Diebe, nein, es war meine eigene Mutter den die Sicherung durchgebrannt sind. Ich weiß leider nicht 100% wie der Ablauf war nur das sie nach der Tat mit dem Krankenwagen in eine Psychiatrie eingeliefert wurde. Heute weiß ich das sie Schizophren ist und obendrein noch manisch Depressiv ist.

 


Da unsere Wohnung nicht mehr bewohnbar war lebte ich für eine Zeit bei meinen Großeltern.
Irgendwann, mein Wunsch war so groß, das mein Vater dann mit mir zu meiner Mutter gefahren sind. Ich hatte Angst weil ich nicht wusste was mich erwartet, von außen sah es aus wie ein normales Krankenhaus ebenso wie von innen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich mir eigentlich vorgestellt habe, wie so eine "Klinik" überhaupt ausschaut. Es war eigenartig, einige Menschen liefen stur die Gänge entlang, und wiederum andere redeten mit sich selbst. Aber was mir direkt auffiel, ich war das einzige Kind. Klar, ich wollte damals unbedingt meine Mutter sehen, nur ich als Mutter würde es wohl anders machen.

Ich weiß nicht wie lange meine Mutter in der Klinik sein musste noch wie oft sie danach wieder eingeliefert wurde.

Nur eins war klar, das ich damit leben musste das meine Eltern sich trennen werden. Es war der Geburtstag meiner Mutter wo mein Vater ging, weshalb ich das noch so genau weiß?! Da meine Mutter es ewig gepredigt hatte. Und ab da begann die Zeit wo sie auch nicht mehr wollte.

 


Sie machte sich nicht mehr fertig geschweige den das sie Frühstück gemacht hatte. Sie war nur noch eine Hülle irrer selbst. Es war irgendwann auch so schlimm das sie mich angebettelt hatte ich solle doch zuhause bleiben, damit sie nicht alleine ist. Ich verneinte und ging. In dieser Zeit, war ich liebe weit weg als zuhause. Da ich mit 10 Jahren schlagartig erwachsen werden musste. Mein Tagesablauf sah ungefähr so aus, Schule, Kochen, Hausarbeit, Alkohol beschaffen, Schlafen. Hätte ich nicht obendrein noch darauf geachtet das sie regelmäßig ist dann....weiß ich auch nicht. Zusätzlich hat sie angefangen Alkohol zu trinken, es gab Zeiten da wurde sie gar nicht wirklich nüchtern. Sie schlief, "trank", aß, und schlief.  Irgendwann hat sie mich sogar für die Hausarbeit bezahlt, wofür keine Ahnung. Ich nahm es an, aber nur weil ich Angst hatte das sie übers Geld auch noch die Kontrolle verliert. Ich merkte von Tag zu Tag, immer mehr das meine Kraft schwindet.

Eines Tages, merkte ich das ich keine Luft mehr bekam, schon bei der kleinsten Anstrengung. Sogar beim normalen Anziehen, musste ich Pause machen.
Meine Mutter war psychisch so mit sicher selbst beschäftigt das sie es nicht gekümmert hat, sie sagte nur dann muss ich halt zum Arzt. Es gab solche Momente leider viel zu oft, wo ich sie als Mutter gebraucht hatte, innerlich geschrien habe, keine Reaktion. Nur Kälte.

 


Der Arzt war zu Fuß 20 Min entfernt, nur ich brauchte locker 2 Stunden.

Ich muss vorweg sagen, das ich leider sehr oft Krank war als Kind. Mich plagten etliche Allergien (Katzen, Meerschweinchen und Pferdehaar, Hausstaubmilben, Schimmel, Blüten-Gräser-Birkenpollen) Und es gab eine Situation wo ich ungefähr 2 Jahre alt war, da hatte ich mal wieder eine Lungenentzündung nur obendrein hatte ich mich noch mit Masern angesteckt. Die Ärzte im Krankenhaus meinten, wären meine Eltern nur ein Tag später gekommen, hätte ich das ganze wohl nicht überlebt. Zusätzlich teilte einer der Ärzte mit das ich wahrscheinlich noch eine Hirnhautentzündung hätte, das heißt sie müssten mir Hirnwasser entnehmen. Glücklicherweise stellten sich dann raus das es nicht der Fall war. Und ich konnte nach ungefähr 8 Wochen das Krankenhaus wieder verlassen.

 

 

Der besagte Arzt stellte dann fest das ich unter Asthma leide, ich weiß noch wie erleichtert ich war, das er mir helfen kann. Man konnte sich das so vorstellen, als ob man versucht durch ein Strohhalm zu atmen. Der Arzt gab mir dann auch direkt ein Asthmaspray was ich sofort benutzen sollte. Ich werde dieses Gefühl nie vergessen, ich konnte endlich wieder Atmen.

Freudig ging ich also wieder nach Hause, und wie soll es auch anders sein?! Nix.

 

 

Ein paar Wochen später, ist mir aufgefallen das meine Mutter eigenartig und Fremd war. Anders als sonst, sie war nervös und angespannt und stampfte von einem Raum zum anderen. Ich verstand erst nicht was los war, bis sie dann auf der Couch zusammen gesackt ist. In mir kam Panik hoch, was also tun? In lauter Panik sah ich dann was sie vor meinen Augen getan hat. Wo ich noch ein Teil dazu beigetragen hatte. Sie hat sich versucht mit Schlaftabletten und Alkohol das Leben zu nehmen. Ich rief mein Vater an, aus lauter Verzweiflung wusste ich nicht mal die Nummer vom Notdienst. Mein Vater kam direkt vorbei. Er rief direkt den Notruf an, er schilderte die Situation, sie beruhigten uns. Sagten wir sollen sie schlafen lassen sie hätte nicht so viele Tabletten geschluckt das sie jetzt tätig werden müssen. Nebenbei saß ich einfach nur wie betäubt alleine in der Küche und weinte. Hätte ich es verhindern können, was wäre wenn sie es geschafft hätte?! Ich hätte mir das nie verziehen. Mir ist an diesem Abend eins klar geworden, so kann und will ich nicht weiterleben.


Es vergingen noch weitere Monate, wo ich ständig Angst hatte. Obendrein teilte mein Vater mir mit das er Weg zieht, nach Leverkusen, mit meinem Bruder. Es war so als ob man mir den Boden unter den Füßen weg zieht. Ich wollte nicht mehr mit meiner Mutter alleine sein. Ich habe mir dann ein Herz gefasst und teilte das meinem Vater mit, er war schon mitten im Umzug und die Möbel waren schon da. Und seine tolle Fußballtapete. Ich hatte solche Angst das mein Vater mich wegstößt das er genauso wie sie ist, so kalt. Aber nein, ihm waren die ganzen Vorbereitungen egal. Und glücklicherweise war mein Bruder einverstanden. Dieses Gefühl war wie neugeboren zu sein, diese neue und auch gleich Aufregende Stadt, die Wohnung, und das erste mal mein eigenes Zimmer. Es war unbeschreiblich!!! Das einzige was mir heute noch zusetzt ist das ich ohne irgendwem Bescheid zu sagen einfach weg gezogen bin. Ich weiß noch wie meine beste Freundin mich abholen wollte und ich einfach nicht mehr da war. Nur ich musste es tun, sonst hätte ich es wegen diesen Freunden eben nicht getan.

 

Kein Weg zurück...

Es vergingen Sekunden, Minuten, ja sogar Stunden bis die Freundin meines Vaters wieder klar denken konnte, nach dem ich ihr wohl das schlimmste erzählt hatte was sie jemals gehört hatte. Bis dato dachte ich das ich dieses Geheimnis wohl mit ins Grab nehmen werde, aus Angst vor dem was dann passieren würde. Ich weiß nicht mehr genau wie die Freundin es gemerkt hatte, aber sie bohrte und bohrte immer Tiefer, bis ich mich dann schließlich geöffnet hatte, zum ersten Mal. Viele denken oder fragen sich weshalb so spät und weshalb nicht mit der eigenen Mutter oder Vater. Aber du weißt doch, meine Mutter hatte eigene Probleme und meinem Vater habe ich mich bis dahin nicht so nahe gefühlt.

 

Wir saßen im Dunklen Zimmer und schwiegen, nach einer gewissen Zeit ging ich zu ihr aber sie saß einfach nur still und starr da, und sagte wir MÜSSEN es deinem Vater sagen. Damals war ich böse weil ich dachte, ich hab mich ihr anvertraut, ich möchte das sie es für sich behält. Aber heute weiß ich, sie konnte nicht anders, sie brauchte selber jemanden dem sie sich anvertrauen kann. Es war genau das richtige, das weiß ich heute. Nur dann begannen die Probleme erst. Es ging alles so schnell, meine Mutter hatte dann ebenfalls Wind von dem ganzen bekommen, und machte direkt ein Termin bei der Polizei.

 

 

Gehen wir nochmal 8 Jahre zurück, ungefähr mit 4 Jahren begann alles. Leider kann ich mich nicht an mehr genau an diesen Tag erinnern. Glücklicherweise schützt mein Unterbewusstsein mich noch. Ich weiß nur das, nennen wir sie Vorfälle, eigentlich bei jeder Gelegenheit passiert sind. Geburtstage, Weihnachten, Ostern, immer wenn sich IHM die Möglichkeit bot. Deshalb könnte ich jetzt noch nicht mal mehr sagen wie oft es passiert ist, nur das bei jedem Vorfall ein Stück von meiner kleinen Seele kaputt gegangen ist. Ihm wird nie klar sein, wie viel er zerstört hat. Es war mein Onkel, der dieses getan hat.

 

 

In der Anfangszeit wo meine Mutter vor sich hinwegitiert ist, schickte sie mich zu meiner Tante und zu meinem Onkel, da sie sich ja nicht mehr kümmern konnte, das ich wenigstens was warmes zu essen bekomme. Ich hätte am liebsten gar nichts gegessen als dahin zu gehen. Ich wusste was passieren würde. Bei jedem Mal dachte und hoffte ich das es heute anders sein würde, das er einfach aufhören würde. An einem Mittag, ich kam an, und merkte schon mein Cousin und meine Cousine waren schon weg, sie wären schon direkt nach der schule zu freunden gegangen sein. Also war ich mit meiner Tante und ihm alleine, kein weiterer Schutz!!! Schließlich teilte mir meine Tante mit das sie einkaufen müsse und das mein Onkel mich dann nach Hause fahren würde.

 

Mein Herz begann zu Rassen, als meine Tante dann die Wohnung verlassen hatte. Mein Onkel fragte mich ob ich den Hausaufgaben auf hätte er könnte mir dabei helfen, glücklicherweise hatte ich das, ich hatte die Hoffnung das er dann nicht auf den Gedanken kommen würde. Doch er sah auch in dieser Situation seine Gelegenheit. Ich starrte auf mein leeres Blatt Papier und fing an meine Aufgaben zu erledigen, wo er sich an mir verging. Es fühlte sich so an als ob ich aus meinem Körper trete, das ich das erlebte nicht weiter fühlen muss. Schließlich war ich fertig und er fuhr mich heim, so als nichts passiert wäre.

 

 

Direkt am nächsten Morgen bettelte ich meine Mutter an, nicht mehr dahin zu müssen, nur sie versteht es nicht und behaarte darauf.

Irgendwann hatte mich dann mein Cousin gebeten ich könnte doch das nächste Wochenende bei ihm übernachten. Ich mochte mein Cousin, und dachte nicht das mein Onkel was versuchen würde wenn alle da sind.

 

 

Schließlich war der besagte Tag gekommen, erst war auch alles super, auch mein Onkel war nett ohne das ich wieder Angst haben musste. Morgens haben wir dann noch bei meinem Onkel im Bett getobt, die Stimmung war lustig, bis mein Cousin Fernsehen gucken gegangen ist. Ich wollte mich grade aufmachen ihm zu folgen, bis mein Onkel mich dann festhielt. Angst stieg in mir hoch, er fragte mich ob ich Angst vor ihm hätte? Ohne zu zögern antwortete ich mit einem deutlichem JA, ich hatte die Hoffnung das wenn er es wüsste dann aufhören würde. Ohne wirklich die Antwort abzuwarten verging es sich an mir.

 

 

Das war das letzte Mal wo er es getan hatte.

 

 

 

 

Ich und meine Mutter haben relativ schnell ein Termin bei der Polizei in Duisburg bekommen. Vor dem Gespräch teilte mir meine Mutter noch mit das mein Onkel es bei ihr auch versucht hätte. Damals waren wir noch Babys und spielten auf dem Boden wo er sich um den Tisch im Wohnzimmer gescheucht haben soll. Ich war so wütend und geschockt zugleich. Aber gerade diese Erkenntnis ließ mich die Angst vor dem was noch passieren wird, vergessen. Ich weiß noch wie wir getrennt befragt wurden, nach eine gefühlten Ewigkeit waren wir dann fertig. Das war der einzige Tag wo ich mich meiner Mutter richtig nah gefühlt habe.

 

 

 

Da ich damals erst 12 Jahre war weiß ich nicht wer die Post von der Polizei bekommen hatte, Fakt ist, das mein Onkel 5 Jahre auf Bewährung bekommen hat und 5000DM Geldstrafe die erst an ein Kinderheim oder so zahlen musste. Er würde auch in ein Register eingetragen werden, das heißt wenn nochmal so was passieren würde, würde er direkt ins Gefängnis kommen. Tja, und das was er meiner Mutter angetan hatte, wäre verjährt, da es damals 10 Jahre bei meiner Mutter her war.

Mein erster Gedanke damals war, wofür habe ich das getan? Wofür habe ich mich offenbart? Für nix! Der größte Schock kam noch, ich wurde von einem Teil meiner Familie gemieden. Mein Onkel durfte z.b. bei meiner Oma noch ein und aus gehen, und wenn er da war und ich sie zufällig besuchen wollte, wurde weg geschickt. Ich werde niemals den Satz von meiner Oma vergessen den sie knallhart zu mir gesagt hatte, zu so einer Tat gehören immer 2. Zur Verteidigung griff meine Mutter ein, und meinte nur „Ela war erst 4 Jahre alt“ aber das war meiner Oma egal. Ab da habe ich nie wieder mit meiner Oma darüber gesprochen.

Auf der Seite Mein Leben mit..... werde ich ausführlich berichten welche Auswirkungen und Beschwerden ich heute noch habe durch diese Tat.

Neue Stadt neues Glück...

Damals war mir noch nicht klar welche Auswirkungen dies haben wird.

Ich hätte damals auf meine Stiefmutter hören sollen, denn ihre Worte waren, "dies wird dich Heute

noch nicht belasten, aber in 20 Jahren kann dies ganz anders aussehen". Wie recht sie doch hatte!

 

Dies hat mich damals aber noch nicht gekümmert.

 

Du wirst dich Fragen wie es denn jetzt weiterging, nach der Sache, nach dem Ganzen.

Das werde ich dir sagen.

 

Nach dem Umzug zu meinem Vater, begann ein vollkommen anderes Leben für mich, auch wenn ich

von Morgens bis Mittags alleine war, fühlte ich zum ersten Mal seit langem mal wieder dieses Gefühl

von Geborgenheit und das sich jemand sorgt und Gedanken macht. Ich genoss dieses Gefühl, was mir

so lange gefehlt hatte. Natürlich war es für meinen Vater ebenfalls eine vollkommen neue Situation,

alleine Leben und dann noch mit einem Teenie. Es dauerte zwar, aber irgendwann fanden wir einen Weg,

es hatte sogar sein Gutes, denn ich habe das erste Mal die Möglichkeit, mein Vater kennen zu lernen.

Ich war ihm so nah wie nie zuvor, so wie es wohl eigentlich zwischen Mutter und Tochter sein sollte,

aber mir war dies egal, heute weiß ich, er gab alles um es mir so schön wie möglich zu machen, dies tut

er heute noch.

 

Da ich gesehen habe, wie sehr mein Vater sich bemüht, begann auch die Zeit, das ich ihm natürlich keine

Umstände mehr machen wollte. Deshalb erzählte ich ihm auch nicht von der Schule die ich so sehr gehasst

habe, hab ihm nicht erzählt wie schlimm es da war, dass ich sogar bedroht worden bin. Ich versuchte zwar

mit Tricks die Schule zu wechseln, dass ich einfach sagte meine beste Freundin ist auf dieser Schule,

aber natürlich war dies kein Grund dafür mitten im Schuljahr zu wechseln. Also blieb mir nichts anderes,

als die letzten 3 Jahre da zu verbringen. Ich sagte mir laufend es sind doch nur 3 Jahre, nur 3 Jahre.

Aber jeder weiß, wenn man sich irgendwo nicht wohl fühlt, können diese 3 Jahre sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlen.

 

Da mein Vater leider arbeiten musste, musste ich zum ersten Tag, an dieser Schule alleine hin. Ich weiß

heute noch wie verloren ich mir vor kam. Ich weiß nicht, ob dieser Vorfall am ersten Tag oder am 2ten Tag

passiert ist, aber im Grunde spielt es auch keine Rolle, denn dieser Vorfall zeigt eigentlich sehr gut, was

das für eine Schule war. Ich weiß nur, es stritten sich 2 Mädels um einem Jungen, dies ist auch erstmal nichts was unnormal wäre, die eine von beiden soll wohl ihren Freund nur angeguckt haben, für jeden normalen Menschen schon kein Grund überhaupt aktiv zu werden, schon gar so sehr, mit so einer Härte wie diese beiden es taten. Denn es kam einem so vor, als ob die eine die andere umbringen wollte. Diese mit dem Freund schlug nicht nur auf die andere ein, sondern sie nahm sich einen Ziegelstein zur Hilfe obendrein riss sie der anderen so viele Haare aus, das sie an manchen Stellen kahl war. Fakt ist, die die soviel einstecken musste kam natürlich mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Mein erster Gedanke war, wo bist du hier nur gelandet? Was ist wenn ich irgendwen angucke? Was ist wenn, ich die nächste bin? Ab da war ich praktisch unsichtbar. Jeder der mich kennt oder kannte,wusste dass bin nicht ich. Aber was sollte ich denn machen?

 

Ich dachte damals, meine vorherige Schule wäre schlimm gewesen, aber nein, die neue kann nichts und niemand toppen.

 

Ich weiß nicht wie viele Tage oder Wochen ich erstmal alleine blieb, bis ich mich endlich öffnete für neue

Freunde. Denn das ist der Schlüssel in dieser Schule, bloß nicht alleine sein, dann ist man automatisch

das Opfer. Obwohl es an dieser Schule nicht heißt, nur weil man nicht alleine ist, dass man Hilfe bekommt

wenn es mal drauf ankommt. Nein! Da heißt es, jeder ist sich selbst der nächste!!!

 

Glücklicherweise lernte ich in dieser Zeit ein paar gute Freunde kennen, wo diese Zeit besser zu ertragen war. Da leider jeder Streber eine rein bekam, litten zu dieser Zeit meine Noten, obwohl ich da wohl noch allesrum reißen hätte können. Aber nein, Freunde und Ruhe waren mir lieber. Obendrein begann ich da auch zum ersten Mal von der Schule komplett fernzubleiben. In dieser Zeit habe ich auch meinen ersten festeren Freund in der neuen Stadt kennen gelernt, weshalb ich dann überhaupt kein Kopf mehr für Schule hatte.

 

Wer kennt es nicht, man ist 14, der Freund ist 18, (oder doch schon 19) (ja ja ich werde alt), hat ein Auto

(womit er mich auch ab und an von der Schule abgeholt hatte) ging schon Arbeiten, alles ist neu und so

aufregend.

 

In dieser Zeit, dachte ich bzw. hoffte ich, dass das Verhältnis zu meiner Mutter enger und besser werden

würde, aber Fehlanzeige. Sie versprach mir so viel und hielt eigentlich nichts davon. Das war diese erste

Zeit wo ich früh merken sollte, dass das gesprochene Wort (oder geschrieben) nichts bedeuten sollte.

Es klang nur gut und schön, und sie dachte wohl das ich es hören wollen würde. Eines Tages rief meine

Mutter mich auch an, zum Glück war mein Vater in diesem Moment im Raum, ich durfte mir anhören, das ich sie ja im Stich gelassen hätte und dass mein Bruder und ihr Freund, die einzigen waren die ihr geholfen haben,wie konnte ich sie nur alleine lassen?! Irgendwann konnte ich nichts mehr sagen, und weinte einfach nur noch, mein Vater hat das Telefon auf Laut gestellt, weil er erschrocken war, weshalb ich den weinen würde. Ich fühle diese harten Worte heute noch wie damals, nur heute weiß ich, das sie die jenige ist, die mich im Stich gelassen hatte, mich als Tochter! Dass ich alles gegeben habe, alles getan habe, bis ich mich fast selbst verloren hätte. Nur damals war ich noch nicht soweit, ich war noch zu sehr ihre Tochter, ich habe sie geliebt, egal was sie tat. Jeden einzelnen Tag habe ich gehofft und mir gewünscht, das sie endlich diese

Art Mutter wird, die ich so sehr brauchte.

 

Unbewusst sah ich diese Art Mutter in meiner Stiefmutter, sie war genau die Mischung, die mir so gut tat.

Sie sorgte sich, sie kümmerte sich, sie interessierte sich, mit ihr konnte ich lachen, weinen und eben auch

ernste Gespräche führen. Bis Dato wusste ich noch nicht, das sie diese Leere mit den Jahren vielleicht bewusst oder unbewusst ausfüllen würde, bis heute!

Sie versuchte mir auch schulisch zu helfen, was auch geklappt hatte, nur leider war dies wohl zu spät.

Trotz allem, ist es mir heute noch unerklärlich wie ich dennoch ein für diese Zeit doch akzeptablen Abschluss hinbekommen konnte (Notendurchschnitt von 2,4 oder 2,7) (Ja ja ich bin immer noch alt).

 

Die Abschlussfeier stand kurz bevor, und meine Mutter wollte natürlich, dabei sein. Hätte sie dies mal nicht

getan. Ich merkte zwar das sie psychisch wieder mehr als eigenartig war, aber ich hoffte und betete, das sie

es irgendwie schaffen würde, sich zusammen zu reißen. Mein damaliger Freund hatte sie extra abgeholt, und durfte einige Sachen sehen die ihn wohl mehr als verwirrt haben müssen. Aus dem Grund kamen sie auch später als gedacht. Die Feier über ging es eigentlich, zu Hause bei meinem Freund wollten wir noch was feiern. Irgendwann eskalierte es dann, sie wurde böse oder traurig oder was weiß ich was in ihrem Kopf vor ging. Sie begann irgendwann alles was sie zu packen bekam, aus dem Fenster zu schmeißen, ich war irgendwann so fertig das ich mich in der Küche auf dem Boden fallen ließ und nichts mehr hören oder sehen wollte.

 

Dann tat ich was, was ich heute wohl nicht mehr so machen würde. Ich brachte sie zum Zug, und sagte ihr

sie solle nach Hause fahren, in ihrem Zustand. Es hätte sonst was passieren können, zum Glück kam sie auch an.

Fortsetzung folgt...